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"Baseltor" - Solothurn
Anders als heute, wo Geld virtuell geworden ist oder durch Metallplättchen ohne Eigenwert repräsentiert wird, war Geld jahrhundertelang ein Objekt der Kommunikation, der wirtschaftlichen und kommerziellen Entwicklung und ein Objekt der Macht. Mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand, der die materiellen Bedürfnisse für die alltäglichen Transaktionen befriedigt, war Geld auch ein Symbol für den Ehrgeiz seiner Herausgeber.
10 Batzen 1791, Silber
Das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse hat zur Entstehung dieser Ausstellung geführt: die Feier des 2000-jährigen Bestehens der Stadt Solothurn im Jahr 2020, die Markteinführung einer bedeutenden Solothurner Münzsammlung und die Zusammenarbeit zwischen dem Solothurner Münzauktionshaus Lugdunum und dem Museum Blumenstein.
Zum ersten Mal bietet eine Ausstellung in Solothurn, durch mehrere Dutzend Münzen und Medaillen, die Möglichkeit, mehr als 7 Jahrhunderte Solothurner Numismatik zu entdecken. Von den einfachen Batzen, der Alltagswährung, bis hin zu den prestigeträchtigsten und seltensten Goldmünzen und Medaillen, laden wir Sie ein, den geprägten Stolz der Ambassadorenstadt zu entdecken.
16 Franken 1813, Gold
Julius Simmen (1865-1939)
Doppeldublone 1787, Gold
Die Sammlung Simmen wurde in den 1990er Jahren mit viel Erfolg in Zürich versteigert. Der Katalog dieser Auktion findet sich in der Bibliothek jedes seriösen Sammlers von Schweizer Münzen. Dank dieser prestigeträchtigen Provenienz, erzielen Münzen, die aus dieser Sammlung stammen und heute wieder auf den Markt kommen, Höchstpreise.
Um 15 - 25 n. Chr. Gründung des Vicus Salodurum durch Kaiser Tiberius (14-37 n. Chr.) als Brückenkopf über die Aare.
Um 300 Das Vicus Salodurum wird zu einem Castrum (Befestigung) umgebaut.
932 Gründung des St. Ursenstift durch die Burgunderkönigin Bertha.
1218 Solothurn wird zur reichsfreien Stadt innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.
Belagerung von Solothurn 1318 - Chronik von Diebold Schilling
Stadtansicht aus der Chronik des Johannes Stumpf (1545)
1318 Belagerung der Stadt durch Herzog Leopold von Österreich.
1481 Eintritt von Solothurn in die Eidgenossenschaft.
1530 Solothurn wird Sitz der Französischen Ambassade.
1792 Enthauptung des französischen Königs Louis XVI und Umzug der Ambassade nach Baden/AG Reiches.
1798 Franzoseneinfall und Kapitulation der Stadt unter General Schauenburg.
Die ersten Münzen, die Simmen Solothurn zuordnen konnte, tragen entweder die Abkürzung des Stadtnamens (S – O) oder die Abbildung des Heiligen Ursus. Diese Münzen stammen aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Andererseits deuten die schriftlichen Quellen aber auf einen viel früheren Anfang der Prägung um 1146 und 1180/81 hin. Bislang fand man jedoch keine Münze, die diese Annahme bestätigen konnte.
Dank einer neuen Studie von Dr. Michael Matzke (2011, Münzkabinett Basel), wissen wir jetzt, dass die erste Münze der Stadt Solothurn sogar noch viel älter ist, als die schriftlichen Quellen andeuten. Diese wurde unter Ludwig IV "dem Kind", König von Burgund zwischen 900-911, geprägt. Auf der Rückseite ist das Wort SALOMON, eine Abkürzung für SALODORENSIS MONETA (die Münze von Solothurn) zu sehen. Diese neue Zuweisung lässt auf weitere Entdeckungen hoffen und macht eine Aktualisierung Simmens Werk immer sinnvoller.
Salomon-Denar um 900, Silber
1 – Pfennig, um 1270-1300. Kopf des heiligen Ursus nach links mit Locken und Stirnbinde. Über dem Kopf ein Kreuz.
2 – Pfennig, 14. Jhr. Kopf des heiligen Ursus mit runder Brünne. In Kettenhemd. Zwischen S – O.
3 – Pfennig, ab 1387. Kopf des heiligen Ursus von vorn mit acht Locken und einer zweizipfligen Halsschleife. Zu den Seiten S – O.
4 – Dicken, 16. Jhr. SANCTVS VRSVS MARTI. Brustbild des Heiligen nach rechts mit langem Haar und Bart. Im Harnisch mit Strahlennimbus und Stirn-binde. Auf der Brust ein Kreuz, hinten am Hals ein Stern.
5 – Taler, 16. Jhr. SANCTVS VRSVS MARTIR. Der stehende Heilige nach rechts im Harnisch, mit Helm, Nimbus, Kreuzfahne und Schwert.
6 – Doppeldublone, 1787. S URSUS MART. Der stehende Heilige von vorn im Harnisch, mit Helm, Nimbus, Kreuzfahne und umgehängtem Schwert.
7 – Dublone, 1796 Gekröntes, rot tingiertes Stadtwappen in leicht geschweiftem, mit einer Lorbeergirlande behangenem Schild.
8 – Taler, 1533 Kleines, geschweiftes Stadtwappen, obere Hälfte damasziert. Zwischen S – O. Über dem Wappen ein Doppeladler mit Nimben.
9 – 20 Kreuzer, 1785 Gekröntes, rot tingiertes Stadtwappen in einer ovalen Kartusche zwischen zwei Palmzweigen.
32 Franken 1813, Gold – CANTON SOLOTHN – ovales, rot tingiertes Kantonswappen in einem gekrönten Spitzenschild, zwischen einem Lorbeer- und einem Palmzweig. Unten 1813 – SCHWEIZERE EIDSGENOSST – stehender Krieger nach halbrechts in alter Tracht, mit Federhut, Hellebarde, Schwert und ovalem Schild.
Geschätzter Wert: 100'000 CHF
Sammlung Museum Blumenstein
Sammlung Museum Blumenstein
Plappart nach 1481, Silber – MONETA SOLODORENSIS – Stadtwappen in spanischem Schild, obere Hälfte punktiert zwischen S – O. Über dem Wappen ein einköpfiger Adler nach links. SANCTVS VRSVS – Der stehende Heilige Urs von vorn in einem Panzerhemd, mit Spitzhelm, Nimbus, Fahne und Kreuzschild.
Geschätzter Wert: 20'000 CHF
Dukat 1630, Gold – DVCATVS SALODORENSIS – geschweiftes Stadtwappen, obere Hälfte damasziert zwischen S – O. Über dem Wappen die Jahreszahl 1630 / S VRSVS MART – der stehende Heilige Urs von vorn im Harnisch, mit Helm, Nimbus, Kreuzfahne und Schwert, in aufrechtstehendem Vierpass.
Geschätzter Wert: 20'000 CHF
Sammlung Museum Blumenstein
Sammlung Museum Blumenstein
Dicken 1632, Silber – MONETA SOLODORENS – Doppeladler mit Nimben und einem Kreuz zwischen den Köpfen / SANCTVS VRSVS MART – Hüftbild des barhäuptigen Heiligen Urs nach rechts im Harnisch, mit Nimbus, Kreuzfahne und Schwert. Unten im Schriftkreis ein kleines Stadtwappen in spanischem Schild.
Geschätzter Wert: 10'000 CHF
8 Franken 1813, Gold – CANTON SOLOTHN – ovales, rot tingiertes Kantonswappen in einem gekrönten Spitzschild zwischen einem Lorbeer- und einem Palmzweig. Unten 1813 / SCHWEIZERE EIDSGENOSST – stehender Krieger nach halbrechts in alter Tracht, mit Federhut, Hellebarde, Schwert und ovalem Schild.
Geschätzter Wert: 20'000 CHF
Sammlung Museum Blumenstein
Um Münzen herstellen zu können, sind drei wesentliche Elemente notwendig: Die Stempel, die Schrötlinge und die Prägewerkzeuge oder Maschinen.
Vorder- und Rückseite Stempeln (Slg. Museum Blumentsein)
Die Herstellung von Stempeln war die kunstvolle Arbeit von Graveuren, die entweder direkt in der Werkstatt angestellt waren oder aber als „Wanderarbeiter“ für verschiedene Werkstätten arbeiteten.
Edelmetalle waren zur Herstellung von Schrötlingen (Metallplättchen, die mit den Stempeln geschlagen werden) nötig. Da es im Raum Solothurn keine natürlichen Edelmettallvorkommen gibt, mussten andere Lösungen gefunden werden. So wurden zum Beispiel ausländische Münzen, die durch das Söldnergeschäft nach Solothurn flossen, direkt überprägt oder eingeschmolzen. Als Edelmetall-quelle dienten auch regelmässig Silbergeschirr und andere Edelmetall-Gegenstände
Die Prägung der Münzen erfolgte bis ins 16. Jahrhundert von Hand mit einem Hammer. Dann, dank der Verbreitung neuer Technologien wurde die Herstellung mittels Pressen oder Walzen mechanisiert und modernisiert. Dies erlaubte eine «Industrialisierung» der Münzherstellung.
Überprägungsspuren auf einer Doppeldublone (rechts) geprägt auf einem Double Louis d'or von Louis XVI
Diderot & D'Alembert, Monnayage-Balancier, 1762-1772
Das Vorhandensein einer Münzstätte in einer Stadt und das Recht, Münzen zu prägen, waren ein grosses Privileg und eine wichtige Machtquelle.
Einerseits kann die ausgebende Behörde Geld als Mittel zur Propaganda verwenden, indem sie ihr Emblem und eine ausgewählte Ikonographie anbringt (z. B. St. Urs für Solothurn). Andererseits können durch Manipulation der geprägten Münzen grosse Gewinne erzielt werden (z. B. Senkung des Silberanteils in Legierungen ohne Anpassung des Nominalwerts.
Darstellung einer Münzstätte aus der Spiezer Chronik 1485 von Diebold Schilling
Das Recht zur Münzprägung wurde der Stadt Solothurn schon sehr früh erteilt, was die Bedeutung Solothurns unterstreicht. So konnte die Stadt über Jahrhunderte ein grosses Know-how aufbauen und war dafür weitherum bekannt. Solothurn prägte Münzen für sich selbst aber auch für andere Kantone. Solothurn war eine von nur 3 Münzstätten nebst Basel und Bern, die während der helvetischen Republik, 1798-1803, noch in Betrieb waren.
Lokalisierung der Münzstätte in Solothurn. Vor 1622 an der Fischergasse (grün) und dann an der Goldgasse (rot)
Der Standort der Solothurner Münzstätte hat sich im Laufe der Zeit verändert.
Die erste Werkstatt, die bis 1579 in Betrieb war, lag in der Fischergasse, an der Stelle des heutigen Stadttheaters.
Nach 1579 wurde die Werkstatt vorübergehend in die Vorstadt verlegt, bis in den 1620er Jahren eine neue Münzstätte an der Goldgasse gebaut wurde.
Zu dieser Zeit war der Goldbach noch sichtbar und floss hinunter zur Aare. Der Bach lieferte wahrscheinlich die nötige Antriebskraft für die damals neuste Technik zur Münzherstellung.